Hexenverfolgung

Die Hexenverfolgung, welche im 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt in den katholischen und protestantischen Ländern erreichte, brachte schwerwiegende Folgen mit sich, sodass in Europa rund 60.000 Menschen als Hexen hingerichtet wurden. In dieser Zeit galt Hexerei als ein existierendes Verbrechen, welches entsprechend durch Folter und einem qualvollen Tod am Scheiterhaufen bestraft wurde. Vielfach spielten hierbei Naturkatastrophen und Kriege eine Rolle, denn für die Hungersnöte und Seuchen wurde nach einem Sündenbock gesucht – ob Männer, Frauen, Kinder, arm oder reich, alle konnte es treffen, wobei es sich bei den Beschuldigten überwiegend um Frauen handelte.

Doch Hexenverfolgung ist lange kein Problem mehr von damals, auch heute noch werden insbesondere Frauen in Teilen Afrikas, Lateinamerikas und Südostasiens aufgrund vermeintlicher Fähigkeiten verfolgt, gefoltert oder gar getötet. Nach Angaben des Forschungsinstitutes „The Sanneh Institute“, gibt es im Norden Ghanas derzeit fünf Camps, in denen ca. 540 vermeintliche Hexen leben, dennoch sind entgegen dem Druck von Seite der Gesellschaft und Menschenrechtsorganisationen noch ausschlaggebenden Veränderungen getroffen worden. 

Das folgende Video erklärt die Grundlagen zum Thema Hexenverfolgung:

Funktion der Religion

Die Religion spielte eine bedeutende Rolle bei der Hexenverfolgung, denn durch sie wurden die Hexen mit dem Teufel in Verbindung gebracht. Und da die Gesellschaft in der Zeit zwischen dem 15. Und 17. Jahrhundert sehr religiös war, war die Mehrheit des Volkes auch von dieser Denkweise überzeugt und schloss sich der Verfolgung an. Die katholische Kirche lehrte, dass Hexerei eine Sünde sei und sie mit dem Teufel einen Pakt hätten. Deshalb stellten sie eine Bedrohung für die gesamte gesellschaftliche Ordnung dar. Diesen Glaube verbreitete die Kirche beispielsweise durch Flugblätter. 

Hexenverfolgung wurde als religiöse Pflicht angesehen um den Glauben rein zu bewahren. Obwohl dieser Glaube aufgrund des aufklärerischen Gedankenguts mittlerweile fast ausgestorben ist, gibt es noch heute Anhänger der Kirche, die behaupten: „[die Kirche] wollte nur geistlich bestrafen bzw. aufklären und umerziehen“ (Arnold Angenendt, ehemaliger deutscher römisch-katholischer Priester). Auf diese Weise interpretieren sie die Verfolgung nicht als Verwerfliches sondern lehrreiche Methode und als „Erziehungsmaßnahme“ für die Bevölkerung, die zu der Zeit richtig und notwendig war. 

Leistung der Wissenschaft

Die Vorstellungen von Hexen und Hexerei waren, wie bereits erläutert, stark von religiösen und kulturellen Überzeugungen geprägt, dennoch gab es auch schon zur damaligen Zeit Wissenschaftler, dieGegenpositionen vertraten.

Einer dieser war Johann Weyer, ein 1515 geborener, niederländischer Arzt, der als der erste bekannter Kritiker und Bekämpfer der Hexenverfolgung bekannt war. Als Jugendlicher wurde er von seinem Lehrer, dem Gelehrten Cornelius Agrippa von Nettesheim, stark in seinen Perspektiven geprägt und übernahm sicherlich einige seiner aufklärerischen Gedanken. In seinem Kampf gegen Hexenverfolgung streitet Weyer die Existenz des Teufels nicht ab, sondern behauptet nur, dass sogenannte Hexen gar nicht mit dem Teufel verbunden waren. Dies begründete er damit, dass der Teufel, so mächtig, wie er war, keine menschliche Hilfe, geschweige denn unnütze Bünde mit machtlosen Menschen, brauche. Seiner medizinischen Ansicht nach waren “Hexen” nur durch z.B. Melancholie oder Vergiftungen geistig und/oder körperlich kranke Frauen, die zwar medizinische Behandlung benötigten aber keine grausamen Strafen. Seine Gedanken teilte er mit der Welt unter anderem in seinem bekannten Werk “De praestigiis Daemonum” 1563. Als Reaktion darauf gab es einige deutsche Herzöge, Kurfürsten und Grafen, die begannen, das Foltern und Ermorden von angeblichen Hexen abzulehnen. Weyer selber schreibt über seinen Erfolg folgt: „Denn wie ich sehe, ist der Lohn meines Buches über die Blendwerke der Dämonen solcher, dass gewisse hohe Behörden die so elenden alten Weiber, welche das Urteil des Pöbels mit dem gehässigen Namen Hexen bezeichnet, nicht nur milder behandeln, sondern sogar von der Todesstrafe freisprechen, entgegen der Gewohnheit, die verschuldet ward durch langjähriges Gesetz und Vorurteil der Gewalthaber.“ (Zitat aus der Vorrede zu De Lamiis von Johann Weyer). Johann Weyer war also eine bedeutende Persönlichkeit im Kampf gegen die Verfolgung und Folter von Hexen und konnte schon sehr früh einige Menschen mit auf seine Seite bringen und damit das Schicksal vieler Angeklagter retten.

Ein weiterer bedeutender Mann für die deutsche Aufklärung war der Jurist und Philosoph Christian Thomasius. Er kämpfte etwas später im 17. und 18. Jahrhundert nicht nur gegen die Hexenverfolgung an sich, wie Johann Weyer, sondern auch gegen Aberglauben, also die Ursache der Hexenverfolgung selbst und setzte sich für eine Humanisierung von Strafprozessen, sowie für eine klare Trennung von Kirche und Staat ein. Damit war Christian Thomasius aus heutiger Perspektive durch seine aufklärerische Denkweise schon einige Schritte weiter als zum Beispiel Johann Weyer, woran man sieht, dass das Übernehmen solcher neuen Denkweisen ein langwieriger Prozess war, doch letztendlich Hexenprozesse und Folter nach und nach genau durch diesen Prozess der immer verstärkt aufkommenden, aufklärerischen Gedanken fortschrittlicher Wissenschaftler überwunden werden konnten.

Rückbezug auf die Heilige Schrift

Auch in der Bibel lassen sich erste Andeutungen der Hexenverfolgung feststellen. So befürworteten ebenfalls Martin Luther und Johannes Calvin die Verfolgung und Hinrichtung der Hexen, indem die beiden Theologen sich an einigen Aussagen des Alten Testaments orientierten. Aussagen wie „Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen. Wer einem Vieh beiwohnt, der soll des Todes sterben. Wer den Göttern opfert und nicht dem Herrn allein, der soll dem Bann verfallen.“ (2. Mose 22, 17-19) nahm Luther in Predigten, Vorlesungen, Tischreden und Briefen mit auf. Auch Calvin beruft sich erneut auf folgende Textstelle: „Wenn ein Mann oder Weib ein Wahrsager oder Zeichendeuter sein wird, die sollen des Todes sterben. Man soll sie steinigen; ihr Blut sei auf ihnen.“ (3. Mose 20, 27). Immer wieder betont der Reformator des 16. Jahrhunderts die Festsetzung der Todesstrafe als einzige Möglichkeit, die Hexenexistenz zu vernichten. Zudem übte er starke Kritik an denjenigen, die sich gegen die Hexenverbrennung aufstellten und hatte die Absicht jene als Verräter des göttlichen Wortes aus der Gesellschaft aktiv auszugrenzen. 

Auch wenn die Thematik der Hexenverfolgung mehrfach in der Heiligen Schrift aufgegriffen wird, findet die Hexenverfolgung ihren Ursprung in einem anderen Werk. Auffällig ist hierbei jedoch, dass das sowohl der „Hexenbulle“ als auch der „Hexenhammer“ weder von der Kirche in Auftrag gegeben wurde noch nach der Verbreitung weiter autorisiert wurden. Zwar wurde die katholische Kirche in das erste Werk kurzzeitig durch den Papst mit eingebunden, jedoch ist es vielfach umstritten, ob und inwiefern insbesondere der „Hexenhammer“ als kirchliches oder katholisches Buch bezeichnet werden kann. 

Der sogenannte „Hexenbulle“ ist ein Schriftstück und war zur damaligen Zeit ein Instrument, um die Hexenverfolgung zu legitimieren. Im Jahr 1483 veröffentlichte der Dominikanermönch Heinrich Kramer nach Unterstützung und Absegnung durch den Papst Innozenz VIII. das Buch. Dies enthielt jedoch nur die Aufforderung, verdächtige Personen im Heiligen römischen Reich ernsthaft zu prüfen und bei bestätigendem Ergebnis zurechtzuweisen, zu inhaftieren und zu bestrafen – nicht aber, sie zu verbrennen. Nachdem der Autor bereits im Folgejahr bei einer Inquisition in Innsbruck scheiterte und wichtige im Prozess beteiligte Personen nicht von der Rechtmäßigkeit der Anschuldigungen überzeugen konnte, sollten sich die Bemühungen für die formalrechtliche Hexenverfolgung weiter ausweiten. Mit dem nachfolgenden „Hexenhammer“ (lat. malleus maleficarum) schaffte Kramer ein verheerendes und machtvolles Werk der Weltliteratur, welches u.a. durch den Buchdruck schnelle Verbreitung fand. Das Buch mit 700 Seiten ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Abschnitt erläutert der Dominikanermönch die Hexenverfolgung und Nachweise für diese, indem er sich auf die Kirchentheologen Augustinus und Thomas von Aquin beruft. Problematisch dabei ist allerdings, dass Heinrich Kramer zahlreiche Aussagen vereinfacht und für Selbstzwecke sogar umformt. Hierzu zählen beispielsweise auch die Tierverwandlung und Opferung von Kindern an den Teufel, um magische Elixiere herzustellen. Die Auswirkungen der Hexenexistenz mit eigenem Erfahrungsschatz des Autors bilden den zweiten Teil des Buches. Schließlich wird im letzten Abschnitt die tatsächliche und detaillierte rechtspraktische Umsetzung der Hexenverfolgungen thematisiert. 

Dieses Video bietet von Minute 7:44-13:08 einen ausführlichen Einblick rundum Heinrich Kramer in Zusammenhang mit den von ihm verfassten Schriften:

Einordnung in eine Kategorie

Durch die Beschäftigung mit der Hexenverfolgung haben wir feststellen könne, dass es bei der Hexenverfolgung zunächst nur eine religiöse Betrachtungsweise existierte, also Religion (fast) ohne Wissenschaft. Im Laufe der Zeit wechselte dieses Modell allerdings durch die Aufklärung und den Wandel der Denkweise zu einem Modell, in dem die Wissenschaft überwiegt: Wissenschaft (fast) ohne Religion.

Literaturverzeichnis

Textquellen

https://www.bibelwissenschaft.de/wirelex/das-wissenschaftlich-religionspaedagogische lexikon/wirelex/sachwort/anzeigen/details/hexenverfolgungen/ch/0111c7bf370745c03e17ec04b2dcbbfd/#h3

https://wassagtdiebibel.com/über/hexen

https://www.katholisch.de/artikel/26397-die-kirche-und-die-hexen-sollten-weise-frauen-vernichtet-werden

https://www.bibleserver.com/LUT/2.Mose22

https://www.planet-wissen.de/geschichte/neuzeit/hexenverfolgung/pwiederhexenhammer100.html

https://www.geo.de/magazine/geo-epoche/18387-rtkl-der-hexenhammer-wie-ein-grausamer-bestseller-die-hexenjagd-vorantrieb

https://hpd.de/artikel/hexenverfolgungen-sind-noch-immer-gewaltiges-problem-19525

https://www.spektrum.de/news/der-mann-der-fuer-die-hexen-kaempfte/1700350

https://bmgn-lchr.nl/article/download/URN%3ANBN%3ANL%3AUI%3A10-1-110058/6211/7251

https://www.geschichte.sachsen.de/christian-thomasius-6091.html

https://research.uni-leipzig.de/agintern/UNIGESCH/ug117d.pdf

https://www.deutsche-biographie.de/sfz18968.html

Bildquelle

https://www.planet-wissen.de/geschichte/neuzeit/hexenverfolgung/portraethexenparisgjpg100~_v-gseapremiumxl.jpg