Fertilisation und das Christentum

Die künstliche Befruchtung, auch In-Vitro-Fertilisation (IVF) genannt, bietet Paaren die Möglichkeit, nach einem bisher unerfüllten Kinderwunsch eine Familie gründen zu können.

Diese Chancen werfen jedoch auch ethische Fragen auf: Die Zeugung des Kindes findet nicht auf dem natürlichen Weg durch die personale Vereinigung der Eltern statt, sondern erfolgt im Labor, der eigentliche Liebesakt wird durch die künstliche Befruchtung auf diese Weise technologisiert. Durch die In-Vitro-Fertilisation werden die Eierstöcke hormonell stimuliert, sodass Eizellen heranreifen können. Je mehr Eizellen zur Befruchtung zur Verfügung stehen, desto höher ist die Chance, schwanger zu werden. Innerhalb des IVF-Verfahrens werden deshalb mehrere Embryonen für den Fall eines notwendigen, weiteren Embryonentransfers erzeugt. Die Entstehung von überzähligen Embryonen wird auf ethischer Ebene jedoch scharf kritisiert, ebenso wie das Kryokonservieren, das Einfrieren der Embryonen. Grund hierfür ist die oftmals eintretende Zweckentfremdung nach der erwünschten Befruchtung. Die nicht implantierten Embryonen werden tiefgefroren, finden jedoch im Falle keiner weiteren Schwangerschaft der Frau nur selten Verwendung.

Fertilisationsmedizin

Fertilisationsmedizin dient der künstlichen Befruchtung, wenn eine Schwangerschaft nicht auf dem natürlichen Weg zustandekommt. Hierbei gibt es viele unterschiedliche Methoden, darunter Intrazytoplasmatische Spermieninjektion und der Intratubarer Gametentransfer. Die bekanntesten aber sind die Insemination und die In-Vitro-Fertilisation.

Die Insemination wird vor allem dann eingesetzt, wenn bei dem Mann eine zu geringe Menge oder eine zu geringe Qualität des Spermas festgestellt wurde. Aber auch bei der Unfruchtbarkeit einer Frau kann die Insemination ihren Zweck erfüllen. Bei dieser Methode werden die Samenzellen mittels eines weichen Katheters entweder in den Gebärmutterhals, die Gebärmutter oder den Eileiter gespritzt. Die Samenzellen können von dem Partner der künstlich zu befruchtenden Frau kommen, dies nennt man dann homologe Insemination, oder von einem anonymen Samenspender, was man heterolog nennt. Jedoch ist in Deutschland nur die homologe Variante rechtlich zugelassen.

Die In-Vitro-Fertilisation, findet, wie der Name schon sagt (in vitro=im Glas) in einem Reagenzglas statt. Dort werden Eizellen der Frau in einer Nährlösung mit den Samenzellen zusammengeführt, um die Befruchtung zu erreichen. Hierzu bedarf es einiger vorbereitender Schritte: Zuerst wird durch eine Hormonbehandlung der Frau die Produktion mehrerer Eizellen angeregt. Die entwickelten Eizellen werden dann entnommen, was meist unter lokaler Betäubung oder Sedierung geschieht. Nachdem diese dann mit den Spermien des Mannes zusammengebracht worden sind und die Befruchtung stattgefunden hat, müssen die befruchteten Eizellen mehrere Tage kultiviert werden. Wenn sich auf diese Weise Embryonen entwickelt haben, werden hiervon einer oder mehrere ausgewählt und in die Gebärmutter eingesetzt, was als Embryotransfer bezeichnet wird. Nach einigen Tagen Ruhe, kann mit einem Schwangerschaftstest geprüft werden, ob die Einsetzung geglückt ist. Unter Umständen kann es notwendig sein, die Einnistung der Embryonen durch die Gabe von Hormonen zu unterstützen.

Die Erflogschancen liegen jedoch nur bei 25-30% und hängen von mehreren Kriterien ab, unter anderem von dem Alter der Frau, aber auch von der Qualität des Spermas

Bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion handelt es sich um eine Fortentwicklung der eben genannten In-Vitro-Fertilisation. Diese Methode wird vor allem dann angewendet, wenn die In-Vitro-Fertilisation fehlgeschlagen ist. Der Ablauf der beiden Arten, der künstlichen Befruchtung, unterscheidet sich kaum. Auch bei der ICSI, als bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion, wird der Frau zunächst eine Eizelle entnommen. Jedoch werden hier auch dem Mann Spermien entnommen. Diese werden dann, während die Eizelle im Labor heranreift, aufbereitet. Anschließend wird dann ein Spermium ausgewählt und von einer Embroylogin in die Eizelle injiziert. Nachdem die Befruchtung erfolgt ist, wird die Embryonenkultur in die Gebärmutter eingesetzt. Obwohl diese Methode schon vielen Paaren mit ihrem Kinderwunsche geholfen hat, gibt es auch einige Risiken zu beachten.

Der Intratubare Gametentransfer wird dann verwendet, wenn der Eileiter blockiert oder geschädigt ist. Bei dieser Methode werden Eier und Spermien in den Eileiter übertragen. Die Eizelle wurden aus den Eierstöcken durch eine transvaginale Punktion erlangt. Die Spermien werden währenddessen im Labor vorbereitet. Diese werden dann mittels eines Katheters in die Vagina durch den Gebärmutterhals in die Eileiter gesetzt.

Risiken und Chancen

In Deutschland sind 10% der Paare zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos (Quelle: Bmfsfj). Die Fertilisationsmedizin ermöglicht es Paaren, die Schwierigkeiten haben, auf natürliche Weise schwanger zu werden, ein Kind zu bekommen. Sie bietet eine Vielfalt von Techniken, um verschiedene Ursachen der Unfruchtbarkeit anzugehen. Dabei können sogar genetische Untersuchungen an Embryonen durchgeführt werden, was Paaren mit geschlechtsgebundener Erbkrankheit ermöglicht, Embryos auszuwählen, die von der Erbkrankheit nicht betroffen sind.

Die Erfolgsaussichten sind von verschiedenen Faktoren abhängig wie vom Alter der Frau, der bestehenden Fruchtbarkeitsstörungen, der Anzahl der Versuche und damit verbunden den finanziellen und körperlichen Voraussetzungen. Laut dem deutschen IVF-Register liegt die Geburtenrate nach einer In-Vitro-Fertilisation bei 15-20% pro Behandlungszyklus. Nach vier Versuchen liegt sie schon bei etwa 50-60%.

Doch können bei jeder Art von Fertilisationsmedizin auch Behandlungsschritte misslingen. Es kann geschehen, dass keine befruchtungsfähigen Eizellen aufgefunden werden oder dass keine Befruchtung stattfindet. Der häufigste Grund aber ist, dass sich die Embryos nicht in die Gebärmutter einnisten. Auch besteht das Risiko der hormonellen Stimulation: die bei der IVF oft praktizierte hormonelle Stimulation der Frau führt zu einer Überstimulation der Eierstöcke, was als Hyperstimulationssyndrom bezeichnet wird. Symptome dafür sind Bauchschmerzen, Übelkeit, Spannungsgefühle im Bauch und Kurzatmigkeit.

Zudem verursacht der Prozess der künstlichen Befruchtung in den häufigsten Fällen schwere körperliche sowie mentale Belastung, vor allem wenn die Behandlung mehrere Versuche erfordert und nicht erfolgreich ist. Die Angst vor Misserfolg und der Stress der Behandlung führen dabei zu enormen psychischem Stress. Nach mehreren erfolglosen Versuchen wird deshalb geraten, eine Pause einzulegen und sich therapeutische Unterstützung zu holen.

Die Übertragung mehrerer Embryonen zur Erhöhung der Erfolgschancen birgt immer auch das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft (20-30% bei IVF und ICSI), was wiederum erhöhte seelische und körperliche Belastung mit sich bringt

Christentum

Die katholische und evangelische Position zur künstlichen Befruchtung, insbesondere zur In-vitro-Fertilisation (IVF), ist von unterschiedlichen theologischen Ansätzen und ethischen Überlegungen geprägt. Während beide Konfessionen die Würde des menschlichen Lebens und die Verantwortung der Eltern betonen, gibt es dennoch einige Unterschiede in ihren Standpunkten.

Die katholische Kirche betrachtet die künstliche Befruchtung kritisch. In der Enzyklika „Donum Vitae“ von 1987 hat sie ihre Lehre zur Fortpflanzung und zur IVF dargelegt. Grundsätzlich ist die Zeugung von Leben nach katholischer Lehre allein innerhalb der ehelichen Vereinigung zwischen Mann und Frau erlaubt. Die IVF wird als problematisch angesehen, da sie die Trennung von Zeugung und ehelichem Akt mit sich bringt. Darüber hinaus lehnt die katholische Kirche Techniken ab, die mit der Vernichtung überschüssiger befruchteter Embryonen einhergehen oder die Möglichkeit der Selektion und Manipulation des Embryos ermöglichen. Die Kirche betont, dass die Fortpflanzung im Einklang mit den natürlichen Prozessen und den moralischen Prinzipien der Kirche stehen sollte.

Im Gegensatz dazu gibt es in der evangelischen Tradition keine einheitliche Lehre zur künstlichen Befruchtung, da es keine zentrale Autorität gibt, die eine einheitliche Position vorgibt. Die evangelische Sichtweise variiert von Gemeinde zu Gemeinde und von Theologe zu Theologe. Einige evangelische Christen unterstützen reproduktive Technologien wie IVF unter bestimmten Bedingungen. Sie betonen die Verantwortung der Eltern, Kinder zu bekommen, und sehen die Technologie als Möglichkeit, Unfruchtbarkeit zu überwinden. Andere evangelische Christen äußern Bedenken hinsichtlich der ethischen Implikationen von IVF. Sie betonen die Wahrung der Würde des menschlichen Lebens und bevorzugen alternative Ansätze zur Behandlung von Unfruchtbarkeit.

Beide Konfessionen betonen jedoch die Bedeutung des Schutzes des menschlichen Lebens und der Beachtung der Würde jedes einzelnen Menschen. In beiden Traditionen wird die Vernichtung von befruchteten Embryonen und die Manipulation des menschlichen Lebens in der IVF kritisch gesehen. Sie betonen auch den Wert der natürlichen Fortpflanzung und den Schutz der ehelichen Vereinigung.

Quellen

  • https://www.care-biel.ch/IVF-in-vitro-fertilisation
  • https://www.imabe.org/imabeinfos/kuenstliche-befruchtung-ivf-ethische-fragen
  • https://flexikon.doccheck.com/de/Befruchtung
  • https://www.deutschlandfunk.de/kuenstliche-befruchtung-aus-katholischer-und-evangelischer-100.html
  • https://www.familienplanung.de/kinderwunsch/behandlung/in-vitro-fertilisation/
  • https://fertila.de/zahlen-und-erfolgsquoten-zur-kinderwunsch-behandlung-in-deutschland/