Wusstest du, dass schon vor schätzungsweise 5000 Jahren die Menschen versucht haben zu verhüten? Das Ziel war es schon damals den sexuellen Akt und die Reproduktion eines selbst voneinander zu trennen. Damals benutzte man noch, was wir heute vermutlich als „eklig“ betiteln würden, Tierdärme oder Schwimmblasen von Fischen, um zu verhindern, dass die Spermien an ihr Ziel gelangen. Auch die alten Ägypter nutzten – nicht weniger eklig – Krokodilkot und Pflanzenschleim, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Doch was ist Verhütung überhaupt?
Einfach gesagt wird als Verhütung eine Methode bezeichnet, die eine (ungewollte) Schwangerschaft infolge von Vaginalverkehr verhindern soll. Dabei wird unterschieden zwischen natürlichen Verhütungsmethoden, bei denen auf den Menstruations- und Fruchtbarkeitszyklus der Frau geachtet wird, und den „nicht natürlichen“ Verhütungsmethoden, die auch in verschiedene Gruppen eingeteilt werden können, aber alle eins gemeinsam haben: sie versuchen durch äußere Einflüsse ihren Zweck zu erfüllen. Diese Einteilung hat vor allem aus religiöser Perspektive oftmals Relevanz.
Heutzutage sind wir aber schon seit einiger Zeit von den antiken Verhütungsmethoden weg. Es gibt weit überholte Konzepte wie z.B. das Kondom als mechanische Verhütungsmethode oder seit Ende des letzten Jahrhunderts die Antibabypille für davor oder danach als hormonelle Empfängnisverhinderung. Aber woher soll man denn nun wissen, welche Methode für einen selbst am geeignetsten ist bzw. welche am sichersten ist? Nur weil etwas neuer ist oder weniger eklig erscheint, wird es ja wohl kaum zwingend besser sein. Die Antwort auf die Frage lautet: der Pearl-Index. Dieser gibt in einem Prozentsatz an, wie viele Frauen von 100 gemessenen, die ein Jahr lang dieselbe Verhütungsmethode genutzt haben, in diesem Zeitraum schwanger geworden sind. Je niedriger also der Pearl-Index für eine Verhütungsmethode ausfällt, desto sicherer ist diese im Durchschnitt.
Damit man sich dennoch endgültig sicher sein kann, dass man nicht ungewollt schwanger ist oder vielleicht auch gewollt schwanger ist, gibt es die Schwangerschaftstests, die aber erst seit den 1960er existieren. Doch auch die Ägypter als Pioniere rund um das Thema der Verhütung hatten 1500 v. Chr. eine recht zuverlässige Idee, wann eine Frau schwanger war. Sie gaben eine Urinprobe auf ein Säckchen Getreidekörner und wenn dieser keimte, galt die Frau als schwanger. Interessanterweise lag diese Methode nach heutigem Wissenstand mit einer Wahrscheinlichkeit von 70% richtig.
Verhütung aus wissenschaftlicher Sicht
Die Überbevölkerung ist eine der größten Krisen die unserer Gesellschaft aktuell entgegensteht. Dennoch ist aufgrund des sinkenden Bevölkerungswachstums Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Maßgeblich verantwortlich ist dafür die Verhütung. Immer mehr Menschen verhüten. Nicht nur in Industrienationen sondern auch in Entwicklungsländern steigt die Zahl derer, die Verhütungsmittel benutzen. Dennoch hängt das Verhüten in vielen Ländern noch meist an der Frau. In ärmeren Ländern ist es daher weiterhin wichtig, auch Männer über die Wichtigkeit und verschiedenen Alternativen der Verhütung zu informieren.
Ein weiteres Problem, dem sich die Verhütung annimmt, ist das der Sexualkrankheiten. Viele Verhütungsmittel erlauben es den Nutzern, mit minimalen Risiken Geschlechtsverkehr zu haben. Geschlechtskrankheiten könnten ein riesiges Gefahrenpotenzial für unsere Gesellschaft darstellen. Ein passendes Beispiel hierfür wäre die Anzahl an Personen mit HIV Infizierung in Süd Afrika. 7,9 von 25,7 Millionen Menschen sind Infiziert was ca. 20% der Bevölkerung zwischen 15 und 49 jährigen ausmacht. Einer so weitgreifenden Zahl der Infizierten hätte mithilfe von Verhütungsmitteln entgegenwirkt werden können.
Des Weiteren sind Verhütungsmittel auch elementarer Bestandteil auf dem Weg der Emanzipation der Frau. Die Möglichkeit darüber zu entscheiden, wann und ob man ein Kind bekommt, erlaubt es Frauen vor allem in Entwicklungsländern, aber auch in Industrienationen wie Deutschland ihren eigenen Lebensweg zu wählen. So schreibt Professor Dr Daphne Hahn in der 3. Ausgabe des pro familia Magazins 2015: „Der Zugang zu empfängnisverhütenden (…) Mitteln können für die Herauslösung von Frauen aus der traditionellen Geschlechterrolle kaum überschätzt werden.“
Die Referentin für Gesundheitspolitik bei der Arbeitnehmerkammer Bremen, Carola Bury, fordert sogar ein Recht auf Verhütung als Teil des Frauenrechtsabkommens, da ohne Recht auf Verhütung keine Gleichberechtigung, die im Abkommen festgehalten werden soll, für Frauen bestehen kann.
Verhütung in den verschiedenen Weltreligionen
Ein Großteil unser Weltbevölkerung ist religiös. Religion dient diesen Leuten als Orientierung und gibt ihnen die Möglichkeit, die Welt zu verstehen und immer eine helfende Hand zu haben. Durch diesen großen Einfluss, der eingenommen wird, ist Religion neben der Rolle als Wegweiser auch etwas, das Regeln aufstellt. Damit sagt diese dem Menschen, was richtig und was falsch ist durch das setzen eines „Moralkompasses“. In den verschiedenen Weltreligionen findet man unterschiedlichste Regeln, die den Alltag der Anhänger prägen. Wenn wir das Thema Verhütung betrachten, gleichen sich viele Religionen, andere jedoch haben komplett gegensätzliche Ansichten.
Die Weltreligion Christentum hat statistisch gesehen die meisten Anhänger. Die drei größten christlichen Kirchen sind die katholische, evangelische und orthodoxe Kirche. Allgemein wird Sexualität in der christlichen Kirche als Geschenk Gottes angesehen, das man schätzen soll. So wird in 1. Mose 1, 28 folgendes geschrieben: „(…) und Gott segnete sie und sprach: seid fruchtbar und mehret euch (…).“
Für die evangelische Kirche wiederum gehören Verhütungsmittel zum Sex dazu. Hierbei ist es egal, ob und welches Verhütungsmittel sie benutzen wollen.
Die katholische Kirche hingegen lehnt jedes Verhütungsmittel offiziell ab, da jeder Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau zu einer Schwangerschaft führen können muss. Viele Katholiken lehnen diese Regel dennoch ab und verhüten, da sie es als wichtig empfinden, um sich vor einer ungewollten Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten zu schützen. Das „natürliche Verhüten“ ist hierbei aber erlaubt.
In der orthodoxen Kirche spielt es sich ähnlich wie in der katholischen Kirche ab. Offiziell wird ebenfalls von einem Verhütungsverbot gesprochen. Dennoch haben viele Anhänger, die in dieser christlichen Kirche sind, eigene Ansichten und verhüten.
Im Islam haben die Menschen die Möglichkeit, selber zu entscheiden, ob sie verhüten oder drauf verzichten. Der Prophet Mohammed soll nichts gegen die Verhütung gehabt haben. Ebenfalls soll er davon gesprochen haben, dass jedes Paar die Wahl hat, wann sie sexuell aktiv werden und wie viele Kinder sie zeugen. Dennoch ist das Kinderkriegen ein wichtiger Aspekt und gehört zu der Religion dazu. So ist beispielsweise oftmals Impotenz ein Scheidungsgrund.
Manche Muslime sehen den Einsatz von Verhütungsmitteln, als Entzug der Chance des Kindes in das Leben zu treten. Teils bezeichnen sie diesen sogar als Mord. So findet man im Koran folgenden Vers: „(T)öte deine Kinder nicht aus Angst vor Mangel (…).“ (6: 151)
Schwangerschaft ist und war lange Zeit im Islam ein umstrittenes Thema, denn die Eltern wollten lieber Söhne haben. Dies liegt bzw. lag daran, dass nur Jungen der Familie finanziell helfen konnten/können und Mädchen „nutzlos“ waren/sind. Diese absurde Ansicht wird heute nur noch selten vertreten und die meisten Muslime lehnen diese Haltung ab.
Im Judentum ist Verhütung sehr angesehen und wird genutzt. Es wird ebenfalls viel Wert auf Gesundheit gelegt, was bedeutet, dass Juden auch aus Schutz vor Krankheiten verhüten sollen. Dennoch ist es in der jüdischen Tradition eigentlich so vorgesehen, sehr viele Kinder zu haben. Aus diesem Grund sehen strenggläubige orthodoxe Juden die periodische Enthaltsamkeit als einziges akzeptiertes Verhütungsmittel.
Im Buddhismus ist der Einsatz von Verhütungsmitteln sehr weit verbreitet. Denn Verhütungsmittel wurden schon zu Zeiten Buddhas genutzt. Einige Buddhisten behaupten andererseits, dass eine Geburtenkontrolle in das Karma der Menschen eingreift. Denn einer Seele, die wieder in den Kreislauf des Leben einsteigen will, wird der Weg in einen neuen Körper versperrt, weil ein Paar beim Sex die Schwangerschaft verhindert. Diese Sichtweise ist dennoch nur selten vertreten.
Der Hinduismus sieht es grundsätzlich nicht vor, dass die Anhänger der Religion Verhütungsmittel nutzen, da man viele Kinder bekommen soll. Söhne spielen in einer Familie die Rolle, Geld zu verdienen, viele Kinder zu zeugen und sich um ihre Eltern zu kümmern. Die Töchter hingegen haben die Rolle, Mutter zu werden und ihre eigenen zukünftigen Töchter auf die gleiche Rolle vorzubereiten. Durch diese Rollenverteilung bleibt die Familie erhalten. Viele moderne Hindus verhüten dennoch, da sie wenige und vor allem kontrolliert Kinder haben wollen.
Fazit
Nun zum Abschluss des Blogeintrags, hier ist was sich herausgestellt hat: wir haben auf der einen Seite die Wissenschaft, die es den Menschen freistellt zu verhüten. Es gibt viele Pro-Punkte und wenige negative Punkte. Auf der anderen Seite gibt es die verschiedenen Religionen, die dem zustimmen oder auch nicht.
Letztendlich wird deutlich, dass Religion einen erheblichen Einfluss auf die Einstellungen und Praktiken in Bezug auf Verhütung hat, was ein genaues Verständnis dieser Beziehungen erfordert, um effektive Aufklärung und politische Maßnahmen zu ermöglichen.
Zusätzlich betonen wir auch, dass letztendlich die Wichtigkeit der Verhütung in verschiedenen kulturellen und religiösen Kontexten im Hauptfokus steht und verschiedene Ansätze hat. Bspw.: In vielen Religionen wird Sex als Akt zur Fortpflanzung gesehen, und jede Handlung, die dieses Ziel verhindert, wird als sündhaft betrachtet. Dieses Verständnis stammt aus verschiedenen religiösen Schriften und Traditionen.
Unsere Quellen
https://www.fernarzt.com/arzneimittel/verhuetungsmittel/geschichte/
https://www.religionen-entdecken.de/lexikon/verhuetung
https://de.statista.com/themen/125/religion/#topicOverview
https://www.zavamed.com/de/natuerliche-verhuetung.html
https://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Magazin/2015/pfm_2015-3_web_geschuetzt.pdf
https://www.aerztezeitung.de/Politik/So-verhueten-die-Frauen-weltweit-227526.html
https://ovyapp.com/blogs/news/verhutungsmittel-vorteile-nachteile-uberblick
https://www.suedafrika.net/suedafrika/gesellschaft/hiv-aids.html
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/102331/214-Millionen-Frauen-haben-keinen-Zugang-zu-Verhuetung