Gentechnik – Unterliegt Wissenschaft religiösen Doktrinen?

Das Experimentieren mit Gentechnik begann schon in 1865 als Mendel Erbsen kreuzte. Jedoch hat die Wissenschaft erst in den letzten Jahrzehnten wirklich große Fortschritte mit z.B. CRISPR-Cas9 gemacht. Mit diesem rapiden Fortschritt kommen aber auch moralische und ethische Bedenken. Man fragt sich, wie mit noch unerforschten Risiken umgegangen werden soll. Wie die Risiken aber auch Möglichkeiten aussehen und wie verschiedene Religionen dazu stehen erfahren Sie in diesem Beitrag.

Diana, Neomi, Julian und Aramis

Was ist CRISPR, Stammzellenanlyse & Co: Ist Gentechnik ein Fluch oder Segen?

Die neusten Entwicklungen der CRISPR-Technologie, die Genmanipulationen vereinfacht und kostengünstiger ermöglicht, zeigen uns, dass wir uns in einer neuen Ära befinden. Bisher hat sich die Forschung der Genetik mit der Selektion und Sortierung von genetischer Information beschäftigt. Diese führte auch schon zu ethischen Diskussionen über Embryonenauswahl (Präimplantationsdiagnostik – PID) und andere medizinische Technologien, die die Komponenten und Mutationen identifizierten und sie zur Diagnose von Krankheiten oder anderen Aspekten des menschlichen Körpers verwendeten. 

Die neue Wissenschaft beschäftigt sich mit der Veränderung der Gene selbst und bietet Möglichkeiten zur Heilung fatalster Krankheiten. Gleichzeitig bringen diese Entwicklungen viele ethische und gesellschaftliche Fragen mit sich. Wie tief darf man ins Erbgut von Menschen eingreifen? Human Engineering oder Erzeugung von Mutationen, die außer Kontrolle geraten können, sind nicht mehr nur Science-Fiction. 

Aus ethischer Sicht befinden wir uns zwischen zwei Polen. Einerseits stehen die Weiterentwicklung der Forschung und der Wissenschaft für die Gesundheit der Menschen sowie das Bekämpfen schwerer Krankheiten, um eine gesundere Gesellschaft und Welt zu haben. Andererseits stellt sich die Frage, wie weit der Mensch in die Schöpfung eingreifen und diese verändern darf? Darf der Mensch eine völlig neue Spezies entwickeln? 

Es gibt viele Argumente, die für und gegen die Gentechnik an Menschen sprechen. Im Folgenden sind einige exemplarisch aufgelistet:

Gentechnik als Möglichkeit: Modifikation menschlicher Gene

Gentechnik kann eingesetzt werden, um Genotypen des Menschen vor der Geburt zu modifizieren. Dieser Prozess kann bestimmte Eigenschaften einer Person manipulieren, wie zum Beispiel positive Eigenschaften wie die Steigerung der Langlebigkeit und die Unterdrückung negativer Merkmale wie genetische Störungen. Die Entdeckung von Genen, die mit außergewöhnlichen Eigenschaften des Menschen assoziiert sind, hat es den Gentechnikern ermöglicht, Genotypen künstlich einzuführen, um die DNA des Menschen zu modifizieren und wünschenswerte funktionelle und strukturelle Veränderungen zu bewirken.

Gentechnik als Möglichkeit: Bekämpfung von Krankheiten

Einige der tödlichsten Krankheiten der Welt haben der Vernichtung bis heute standgehalten. Die Gentechnik könnte diese Krankheiten jedoch für immer aus der Menschheit ausrotten. Genetische Mutationen sind für einige gefürchtete Krankheiten beim Menschen verantwortlich. Das Leiden kann mit aktiver Intervention und Gentechnik enden, die die nächste Generation vor diesen Problemen schützen kann. Wissenschaftler suchen mit Hilfe der Gentechnik nach einer dauerhaften Heilung für schreckliche Krankheiten.

Gentechnik als Möglichkeit: Bekämpfung von Krankheiten bei ungeborenen Kindern

Fortschrittliche Medizintechnik hat es Ärzten ermöglicht, bestimmte Probleme bei ungeborenen Kindern zu erkennen. Mit pränatalen Untersuchungen lässt sich feststellen, ob das Kind an Erbkrankheiten wie Down-Syndrom oder Sichelzellanämie leidet. Wenn diese Probleme erkannt werden, können Ärzte Gentechnik verwenden, um Krankheiten bei Kindern zu heilen, noch bevor sie geboren werden. Die Säuglinge würden gesund und ohne Krankheiten geboren werden.

Gentechnik kann Menschen helfen, die Gefahr laufen, schrecklich degenerative Krankheiten an ihre Nachkommen weiterzugeben. Wenn Menschen mit genetischen Störungen gebären, besteht die Chance, dass die Kinder die Krankheit erben. Die Gentechnik kann gewährleisten, dass die von diesen Individuen geborenen Kinder gesund und lang leben und die Krankheit nicht auf die nächsten Generationen übertragen wird.

Gentechnik als Möglichkeit: Verbesserte Langlebigkeit

Medizinische Wissenschaft hatte die Lebensspanne der Menschen verbessert, aber es gibt bestimmte Krankheiten, die später im Leben erscheinen und Einzelpersonen früher als ihre erwartete Lebenszeit töten können. Gentechnik kann den natürlichen Verfall des Körpers auf zellulärer Ebene rückgängig machen, wodurch die Lebensdauer sowie die Lebensqualität danach verbessert werden. Darüber hinaus könnte es Einzelpersonen helfen, sich an die wachsenden Unannehmlichkeiten wie die globale Erwärmung zu gewöhnen. Dank der Gentechnik können sich die Menschen an Orte anpassen, die künftig viel kälter oder wärmer sein werden.

  • Methoden der Gentherapie eröffnen völlig neue Heilungschancen für bisher “hoffnungslose Fälle”. Die Hoffnung vieler Millionen zum Teil schwerkranker Patienten liegt in der roten Gentechnik
  • Es wird potentiell möglich, individuelle Heilungsprozesse in Gang zu setzen, die sich ganz auf den Organismus des Patienten konzentrieren.
  • Die neue Crispr-Methode gilt als effizient, zeitsparend und kostengünstig. Sie erlaubt intensiven Erforschung und späteren Anwendung im menschlichen Erbgut, so dass Menschen vor schweren Erbkrankheiten bewahrt werden und sogar Krankheiten dauerhaft ausgerottet werden könnten. 
  • Die Befürworter sehen auch nicht, wieso die Würde eines Menschen verletzt werde, wenn er vor einer schweren Erkrankung bewahrt wird. Es gebe nicht das Recht auf eine angeborene Krankheit, sagte der Medizinrechtler Jochen Taupitz bei der Jahrestagung des Ethikrats. 
  • Die Crispr-Technologie kann gegenüber der Präimplantationsdiagnostik (PID) überlegen sein: bei der PID werden Embryonen mit schweren Erbfehlern aussortiert. Dieses „Wegwerfen“ von Embryonen würde von vornherein verhindert, wenn etwa durch die Gen-Schere Keimzellen so verändert würden, dass der Gen-Defekt von vornherein nicht da ist.

Abgesehen von ihren vielfältigen Vorteilen hat die Gentechnik die menschliche Rasse mehreren Nachteilen ausgesetzt, indem sie es Wissenschaftlern ermöglichte, in Gebiete vorzudringen, die besser unberührt blieben.

 

 

Gentechnik als Fluch: Ethische und religiöse Einwände

Als die Gentechnik eingeführt wurde, glaubten viele Religionen, dass die Gentechniker versuchen, Gott zu spielen und verbieten, sie an ihren Kindern anzuwenden. Es gibt mehrere ethische Argumente, die glauben, dass die Krankheiten aus einem bestimmten Grund existieren. Wenn die Menschen dagegen ankämpfen und ihre Lebenserwartung künstlich verlängern, wird der Planet übervölkert und zu unvorhersehbaren Problemen führen.

Gentechnik als Fluch: Genetische Anomalien

Es ist bekannt, dass die Gentechnik Veränderungen auf zellulärer Ebene bewirken kann, aber was ist mit der Sicherheit dieser Veränderungen und den Auswirkungen der kleinsten Veränderungen? Die Wissenschaftler müssen die Funktionsweise des menschlichen Körpers noch vollständig verstehen und können nicht vorhersagen, was das Ergebnis ihres Handelns sein würde. Was passiert, wenn die Ausrottung einer Krankheit eine neue und gefährlichere Krankheit hervorruft? Wenn Wissenschaftler ungeborene Kinder genetisch verändern, kann es zu Komplikationen wie Totgeburten, Frühgeburten oder Fehlgeburten kommen.

Gentechnik als Fluch: Genetische Vielfalt behindert

Diversität ist ein wichtiger Teil der Evolution, die zum Fortbestand fitterer und besserer Spezies führt. Gentechnisch veränderte Arten können sich ebenso negativ auf die genetische Vielfalt auswirken wie das Klonen. Gentherapie ist kein erschwingliches Verfahren und macht es unmöglich für den einfachen Menschen, davon zu profitieren. Darüber hinaus können einige Merkmale, die für die Artenvielfalt verantwortlich sind, aufgrund der Gentechnik irgendwann aussterben.

  • Gentherapien stecken noch in den Kinderschuhen und haben schon menschliche Opfer gefordert.
  • Auch ist absehbar, dass solche Therapieansätze aufgrund der komplizierten Verfahren in Zukunft zu einer Art der Zweiklassenmedizin führen könnten. Während reiche Menschen in den Genuss einer individuellen Behandlung kommen, werden diese Heilungsmethoden der ärmeren Bevölkerungsschicht wohl vorerst verwehrt bleiben.
  • Risiken und Gefahren sind nicht klar und werden oft in Kauf genommen. 
  • Das Problematik von Überlassung dieses wichtige Forschungsfeld den großen Konzernen, die wirtschaftliche Interessen haben.  
  • Im deutschen Embryonenschutzgesetz sind künstliche Veränderungen der menschlichen Keimbahn grundsätzlich verboten, auch wenn die Anwendung auf Crispr-Cas9 noch umstritten ist. Dahinter steckt der Grundsatzgedanke, dass es nicht möglich sein soll, einen Menschen nach Bausatz zu konstruieren. Crispr-Cas9 weckt Befürchtungen, genau diese „Designermenschen“ möglich zu machen.

Gentechnik und das Christentum – Es herrscht keine Einheit

Die moderne Gentechnik ist Produkt der zeitgeschichtlich weitentwickeltesten biologischen Erkenntnisse und gilt mit seinen in Absatz 1 dargestellten Möglichkeiten als Revolutionär jeglicher medizinischen Behandlung: Heilung von Erbkrankheiten oder so genannte „Designer-Babys“ sollen die naturwissenschaftliche Zukunft ebnen und erhalten vermehrt mediale Aufmerksamkeit. Die Reaktionen der Religionen fielen seither zwiespältig aus. Besonders auffallender Schauplatz dieser Kontroverse wurde in vergangener Zeit der Vatikan: „In geeigneter Weise und verantwortlich angewandt, kann Gentechnologie unter vielfältigen Bedingungen wesentliche Beiträge  […] leisten. Solche Verbesserungen sind weltweit dringend erforderlich, um die Nachhaltigkeit und Produktivität der Landwirtschaft zu erhöhen“, äußerte sich das Plädoyer der päpstlichen Akademie zu grüner Gentechnik. Gleichzeitig stößt man bei großen katholischen Gegenbewegungen auf klarste Ablehnung jeglicher Form der Gentechnik. Größte Streitfrage dessen ist jeher, wieviel Freiheiten der Mensch sich in seiner Rolle einräumen darf, sich um den Menschen und um den Rest der Schöpfung einzuräumen.

Im Rahmen der Positionierung des Christentums müssen einige Prinzipien geklärt werden, die Aufschluss darüber geben, inwiefern das Verändern oder Sequenzieren von Erbgut, wie es beispielsweise bei CRIPR-Cas oder embryonaler Stammzellenforschung der Fall ist, vertretbar ist.

 

Soll der Mensch den eigenen Körper heilen?

Dieses Grundprinizipium, das Vorraussetzung jegliches medizinischen Handelns ist, ist in der Bibel einheitlich beantwortet. So fordert die Bibel nach Paulus, uns um unser physisches Dasein verantwortlich zu fühlen. (Epheser 5, 29). Noch deutlicher positioniert sich die Bibel insofern, dass der Körper nicht unser eigen, sondern als Tempel des Heiligen Geistes zu verstehen ist. Dieser ist im Besitz Gottes – man müsse ihn deswegen schützen und pflegen. So wird im 1.Korinther 6,19-20 geschrieben: „Der wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe“ Die Bibel schreibt einem somit die klare Verantwortung vor, seinen Körper bestmöglich zu schützen. 

Wo liegen die Grenzen des „Heilens“ und des „Pflegens“?

Indem ein Christ nun der klaren Überzeugung sein kann, in der Pflicht zu sein, den menschlichen Körper heilen zu müssen, stellt sich nun die Frage, in welchem Ausmaße dieses „heilen“ oder „pflegen“ geschehen darf. In Bezug auf Gentechnik bedeutet dies konkreter: Nimmt Gentechnik eine Rolle ein, die über das den Begriff „heilen“ oder „pflegen“ fällt?

Ein biblischer Grund setzt dabei Grundvoraussetzung jeder Diskussion: Nach 1. Mose 1,28; 2,15-20 ist die Schöpfung unter die Fürsorge des Menschen gestellt. Noch genauer: Mit der Schöpfungsgeschichte und dem übertretenden Verhalten des Menschen (1.Mose 3,17-19) ist die Schöpfung sündenhaft. Durch die Rebellion gegen Gottes Plan wurde der Tod mitsamt Krankheiten Teil dieser Welt und entwickelte diese in Richtung Verderben: So „[wartet] das ängstliche Harren der Kreatur […] darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden“ (Römer 8,19). Die Schöpfung sei der „Vergänglichkeit [unterworfen“ (Römer 8,20) und müsse dieser bereinigt werden.

Man könne somit annehmen, dass der Mensch alles ihm Mögliche tun müsse, um die Folgen dieser Sünde der Schöpfung zu nehmen, und das Leid aller Lebewesen mit allen Möglichkeiten zu unterbinden. Stimmt das?

Stellt der Mensch sich mit der Gentechnik über Gott?

Diese Frage stellt sich als Scheidepunkt der Meinungsbildung des Christentums heraus, die Grund der Meinungsdifferenzen innerhalb des Christentums zu sein scheint.

Mit der erwähnten Schöpfungsgeschichte und der Sünde, kann Gentechnik nämlich durchaus als Versuch gewertet werden, das Resultat der Sünde, die sogenannte „Verdammung“ zu bereinigen. Damit würde sich der Mensch mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen tatsächlich dem Schöpfungsauftrag in Mose 1,28 stellen und somit in keinem Falle gegen Gottes Plan für die Erhaltung der Kreation verstoßen. Im Gegenteil würde er diese fördern.

Andere christliche Gemeinden sehen hingegen die Erlösung durch Jesus Christus als einziges Heilmittel gegen die „Verdammung“, die Versuche durch Gentechnik -und damit der Beeinflussung der Schöpfung- als klar irreführend und falsch sehen. So könne die Motivation in der Gentechnik als Missachtung Gottes gesehen werden – und weniger als Folgen des göttlichen Plans der Schöpfung. So würde man von einem Überheben der Menschen über Gott reden – welches in der Bibel seither als große Sünde gilt: Der Bau des Turmes in Babylon in 1. Mose 11 legt dieses schauhaft dar. 

Es wird somit letztlich erkenntlich, das eine klare Urteilfällung nicht möglich ist und die Differenzen innerhalb des Christentums selbst darlegen, dass diese Entscheidung letztlich auf persönlicher Auffasung binnen zweier Extreme aufbaut.

 

 

Gentechnik im kritischen Blick des Buddhismus – eine klare Positionierung?

Im Buddhismus glauben die Menschen an Karma und daran, dass das, was man in diesem Leben tut, einen im nächsten Leben beeinflusst. Buddhisten glauben, dass der Zustand unseres Körpers und unseres Nervensystems unseren Geist beeinflusst. Deshalb besteht die karmische Ethik auf der Reinheit von Geist und Körper als Voraussetzung für spirituellen Fortschritt. Wenn wir zum Beispiel meditieren, finden in unseren Körpern subtile physiologische Veränderungen statt, die mit unserem spirituellen Fortschritt in Einklang stehen. Je tiefer unsere Meditation ist, desto tiefer ist die Körper-Geist-Transformation. Ebenso haben Buddhisten seit der Zeit des Buddha erkannt, dass bestimmte Orte besondere natürliche Energien haben, die den Fortschritt in Meditation und Einsicht fördern.

Die Gentechnik hat das Potenzial, sowohl unseren Körper als auch unsere Umwelt so zu verändern, dass ihre Fähigkeit, den Prozess der persönlichen Transformation zu unterstützen, eingeschränkt wird. Zum Beispiel, wenn eine Person Drogen nimmt, verändert sich die physiologische Physiologie des Körpers, was die Meditation erschwert; in ähnlicher Weise kann die Gentechnik unseren Körper auf bisher unbekannte Weise beeinflussen, die unseren Fortschritt auf dem Pfad behindern wird.

Auch wenn es nur eine relativ geringe Möglichkeit gibt, dass die Gentechnik den Fortschritt auf dem Weg zur Aufklärung beeinflusst, ist dies ein ernsthafter Grund zur Besorgnis. Da sich die Wissenschaft nur mit dem physikalischen Bereich beschäftigt, kann kein wissenschaftliches Experiment diese Art von Risiko abschätzen.

So würden einige Buddhisten sagen, dass Gentechnik gegen ihre Religion ist, weil sie den Aspekt des Karma und der spirituellen Reise nimmt und nicht praktiziert werden sollte. Wie auch immer andere Buddhisten denken, dass Gentechnik in ihrer Religion in Ordnung ist, die Begründung dahinter ist, dass, solange die Wissenschaft den Menschen hilft, ohne ihnen zu schaden, sie in Ordnung ist.

 

 Gentechnik und Islam – Zwei vereinbare Welten?

Im Islam ist die Ansicht zur Gentechnik bzw. technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt recht unkompliziert. Grundlegend soll jede Technologie erforscht werden. Selbst wenn sie dem Menschen Schaden zufügen kann. Denn um diesen Schaden zu verhindern und präventiv zu handeln, muss die Technologie zunächst erforscht sein. So sagte auch der islamische Denker Ghazali: „Ich habe das Übel nicht um des Übels willen gelehrt, sondern um vor ihm zu bewahren.“

Dabei ist es jedoch wichtig zu beachten, dass Anwendungsweisen die dem Menschen gegenüber schädlich sind, ausdrücklich verboten sind. Dazu zählen z.B. auch modifizierte Lebensmittel, die schädlich für den Körper sind. Sind sie dies aber nicht, so ist die Modifizierung nicht problematisch.

Denn so wie Sure 5 Vers 32 besagt: „Einen Menschen zu töten, ohne dass dieser einen Mord oder eine Gewalttat im Lande begangen hat, ist als ob die Menschheit insgesamt getötet würde. Doch einem Menschen das Leben zu erhalten, ist genauso, als ob die ganze Menschheit gerettet wird.” Daher wird jegliche Form der Heilung und Rettung erlaubt, sofern sie niemand anderem schadet.

Dazu zählen z.B. Organspenden. Selbst solche die nicht von Menschen kommen, sondern aus dem Labor. Falls es sich jedoch um eine konventionelle Organspende handelt, ist das Einverständnis des Spenders natürlich vorausgesetzt. 

Auch in vitro Fertilisation ist kein Problem für die meisten Anhänger des Islams. Begründet wird dies dadurch, dass die Schöpfung immer noch durch Gott geschieht, nur der Auslöser wird durch die Menschen bereitet. So wie auch beim Geschlechtsverkehr. Daher ist es kein Problem, solange die Eizelle und die Spermien von einem verheirateten Paar stammen. 

Daraus lässt sich schließen, dass Samen- oder Eizellenspende nicht erlaubt ist. Eine fremde Samenspende verstößt nämlich gegen die Scharia islamiya und wird von den meisten Gelehrten ausdrücklich verboten. Jedoch gibt es auch eine gewisse Minderheit unter den schiitischen Muslimen, welche eine fremde Samen- oder Eizellenspende erlaubt. Sofern es anderweitig nicht möglich ist. 

Ein Anhänger dieser Glaubensausrichtung ist der momentane “oberste Führer” des Irans Ayatollah Chamenei. Er ist der Meinung, dass Kinderlosigkeit zu Eheproblemen führen kann. Außerdem sieht er die Samenspende nicht als Ehebruch an, da kein körperlicher Kontakt zwischen dem Spender und der Empfängerin zustande kommt. Und es damit nicht als erotischer Akt gewertet werden kann, der mit Geschlechtsverkehr gleichzusetzen ist. 

Mit dieser Meinung gehört er jedoch einer Minderheit an, da selbst unter den Schiiten, welche nur ca. 15% aller Muslime ausmachen, diese Meinung nicht weit verbreitet ist. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Islam grundsätzlich für den Fortschritt der Gentechnik ist, solange sie für den Menschen nicht schädlich ist. Da Risiken der Gentechnik in einigen Bereichen noch kaum erforscht sind, kann sich die Ansicht trotzdem noch zum Gegenteil wenden. 

 

Quellen (Christentum):

  • https://www.religionen-entdecken.de/lexikon/g/gentechnik-im-christentum (zuletzt abgerufen am 18.12)
  • https://www.gotquestions.org/Deutsch/gentechnologie.html (zuletzt abgerufen am 14.12)
  • https://assets.johanniter.de/Orden/Genossenschaften/Hessische_Genossenschaft/Dokumente/Hessische_Genossenschaft/Vortraege/GentechnikauschristlicherSicht.pdf (zuletzt abgerufen am 17.12)
  • https://www.ekhn.de/aktuell/detailmagazin/news/genmanipulierte-babys-ein-problem-aus-christlicher-sicht-kopie-1.html (abgerufen am 19.12)
  • http://www.konrad.org.tr/Islam%20dt%202006/16yepremAL.pdf (zuletzt abgerufen am 06.12)

Quellen (Islam)

  • https://www.religionen-entdecken.de/lexikon/g/gentechnik-im-islam (zuletzt aberufen am 19.12)
  • https://www.kas.de/c/document_library/get_file?uuid=97757e2e-70dd-b495-6302-e023409a724b&groupId=252038 (zuletzt aberufen am 14.12)
  • http://www.konrad.org.tr/Islam%20dt%202006/16yepremAL.pdf (zuletzt aberufen am 11.12)
  • https://www.zeit.de/2007/37/Biomedizin-Kasten?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F (zuletzt aberufen am 18.12)

Quellen (Buddhismus)

https://www.religionen-entdecken.de/lexikon/g/gentechnik-im-buddhismus 

https://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/bioethik/162011/bioethik-und-buddhismus

https://www.buddhismuskunde.uni-hamburg.de/pdf/4-publikationen/buddhismus-in-geschichte-und-gegenwart/bd10-k09schlieter.pdf